Welches Honorar kannst, darfst und willst du als freier Texter verlangen? Wie berechnest du deinen Stundensatz?
Das sind zwei der Fragen, die sich Freelance-Texter stellen. Sowohl am Anfang als auch regelmäßig, wenn sie überlegen, die Preise zu erhöhen. Deshalb liefere ich dir in diesem Artikel ausführliche Antworten darauf.
Ich zeige dir drei mögliche Wege, wie du deinen Stundensatz (oder Tagessatz) kalkulieren kannst. Alle drei sind wichtig und richtig.
Also, öffne eine Google-Tabelle oder nimm dir Stift und Papier: wir legen los! Eine Vorlage findest du weiter unten.
(Auch interessant: Anleitung zur Stundensatzkalkulation für Freelancer in anderen Bereichen.)
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Brauchst du einen Stundensatz?
Die Bezahlung pro Stunde ist nur eine Möglichkeit, wie du dich als Texter bezahlen lassen kannst. Ich empfehle grundsätzlich, mit Kunden Pauschalhonorare zu vereinbaren – warum, dazu später mehr. Viele Texter werden pro Wort oder Seite bezahlt – davon halte ich überhaupt nichts.
Selbst wenn du nicht nach Stundensatz abrechnest, solltest du ihn für dich selbst berechnen. Warum?
Besonders zu Beginn deiner Selbstständigkeit ist dein Stundensatz ein guter Ausgangspunkt, um deine Preise festzulegen. Dir fehlt vielleicht noch das Gefühl, wie lange du für einen Auftrag brauchst und welchen Pauschalpreis du verlangen kannst.
Außerdem hilft dir dein Stundensatz, zu entscheiden, welche Jobs du annimmst und welche lieber nicht. Zwei Beispiele:
1) Du berechnest deinem Kunden für einen Text 180 Euro: 3 Stunden für je 60 Euro. Mit Akquise, Vorgespräch und Korrekturen benötigst du jedoch insgesamt 5 Stunden. Dein effektiver Stundensatz sinkt dadurch auf 36 Euro – kannst du davon leben?
2) Ein Auftraggeber zahlt dir 500 Euro für einen Text, der dir leicht fällt. Du wirst dafür rund einen Tag brauchen: Das ergibt einen Stundensatz von 62,50 Euro. Für einen anderen Job würdest du 1.000 Euro bekommen, brauchst dafür aber wahrscheinlich drei Tage: Das macht einen Stundensatz von 41,67 Euro. Du hast keine Zeit für beide Aufträge: Welchen nimmst du an?
Du siehst: Wenn du deinen Stundensatz kennst oder deinen Umsatz pro Stunde berechnest, kannst du schlauere Entscheidungen treffen.
Auf welche drei Arten kannst du deinen Stundensatz berechnen?
Die drei Stufen der Stundensatz-Kalkulation
- Mindest-Stundensatz anhand der privaten und beruflichen Kosten berechnen
- Wunsch-Stundensatz anhand des Zielumsatzes berechnen
- Maximal-Stundensatz anhand deines Marktwerts ermitteln
Deinen Mindest-Stundensatz auf Basis deiner Kosten berechnen
Am Anfang kannst du als freier Texter noch keine großen Sprünge machen – du bist froh, wenn du alle deine Rechnungen von deinem Honorar bezahlen kannst. Ich kann ein Lied davon singen!
Deshalb solltest du zunächst die Frage beantworten: Was musst du mindestens pro Stunde verdienen, damit dir nicht der Strom abgestellt wird und du halbwegs komfortabel von deinem Freelance-Job leben kannst?
Ich führe dich Schritt für Schritt durch die Berechnung:
Hier habe ich eine kostenlose Vorlage zur Stundensatzkalkulation für dich erstellt; du musst nur deine eigenen Zahlen eintragen.
Essen, Wohnen, Auto: Zuerst musst du deine privaten Kosten decken. Liste alles auf, wofür du Geld ausgibst. Schaue in die Umsatzliste deines Online-Banking oder führe eine Weile über deine Ausgaben Buch, damit du nichts vergisst.
Typische private Kosten sind:
- Lebensmittel, Körperpflege, Haushaltsbedarf
- Miete, Nebenkosten, Telefon
- Auto und Verkehr
- Freizeit, Unterhaltung, Shopping
Denke auch an Versicherungen und Sparen:
- Sozialversicherung (Kranken-, Pflege-, Rentenversicherung)
- Private Altersvorsorge, Sparpläne
- Sonstige Versicherungen
Für Urlaube und als eiserne Reserve (wenn etwa das Auto ungeplant kaputt geht) solltest du pro Monat zusätzlich etwas zurücklegen. Vergiss Kleinigkeiten wie den GEZ-Beitrag oder deinen täglichen Starbucks-Kaffee nicht: sie summieren sich mit der Zeit.
Fangen wir eine Beispielrechnung an, für einen 2-Personen-Haushalt:
Private Kosten pro Monat | |
Lebensmittel, Haushalt | 600 € |
Miete und Nebenkosten | 900 € |
Sozialversicherungen | 500 € |
Sonstige Versicherungen | 50 € |
Altersvorsorge | 300 € |
Freizeit, Shopping | 200 € |
Auto, Verkehr | 200 € |
Sparen für den Urlaub | 100 € |
Sparen für Rücklagen | 100 € |
Sonstiges | 200 € |
Summe | 3.150 € |
Als Nächstes listest du auf, welche Kosten du für deine Tätigkeit als Texter hast. Wenn du aus dem Homeoffice arbeitest, sind die wahrscheinlich nicht besonders hoch:
Du brauchst einen Computer, etwas Software, Telefon und Internet. Damit solltest du auskommen. Plane jedoch von vornherein extra Budget ein, zum Beispiel um dir Bücher oder einen Online-Kurs zu kaufen, oder wenn du in einem Jahr ein neues Laptop anschaffen musst.
Weiter mit der Beispielrechnung:
Berufliche Kosten | |
Bürobedarf: Software, Telefon, etc. | 100 € |
Sparen für neues Laptop | 50 € |
Budget für Weiterbildung | 100 € |
Summe | 250 € |
Wenn du ein Büro mietest oder deine Buchhaltung durch einen Steuerberater erledigen lässt, kommen natürlich höhere Kosten zusammen.
Rechne deine privaten und beruflichen Kosten zusammen, und du hast deine Gesamtkosten:
Gesamtkosten pro Monat (private + berufliche Kosten) | 3.400 € |
Einen wichtigen Kostenblock darfst du nicht vergessen: Steuern! Die wird das Finanzamt einfordern und du solltest den Betrag besser parat haben. Die Höhe deiner Steuerzahlung hängt stark von deinen persönlichen Verhältnissen ab. Grundsätzlich rate ich dazu, lieber großzügigere Rücklagen zu bilden.
Rücklagen für Steuern pro Monat | 500 € |
Mit allen Kosten und Steuern kämen wir in unserem Beispiel auf einen Bedarf von:
Benötigter Umsatz pro Monat (Kosten + Steuern) | 3.900 € |
Benötigter Umsatz pro Jahr (Monatsumsatz * 12) | 46.800 € |
Das sieht erst einmal nach einem riesigen Umsatz aus, vor allem, wenn du aus einem Angestelltenverhältnis kommst. Mache nicht den Fehler, deinen Umsatz mit einem Netto-Gehalt zu vergleichen: Du zahlst Versicherungen und Vorsorge allein, bekommst kein Arbeitslosengeld und musst dein gesamtes Risiko selbst tragen.
Außerdem bekommst du keinen bezahlten Urlaub und keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. In dieser Zeit wirst du nichts verdienen. Wenn du vier Wochen Urlaub im Jahr planst und erfahrungsgemäß zwei Wochen krank sein wirst, bleiben dir noch 10,5 Monate im Jahr, an denen du arbeitest. Deshalb musst du deinen benötigten Jahresumsatz in diesen 10,5 Monaten erzielen.
Rechnen wir den Jahresumsatz von oben auf 10,5 Monate um, bekommen wir unseren benötigten Umsatz pro Monat:
Benötigter Umsatz pro Arbeitsmonat (Jahresumsatz / 10,5) | 4.457 € |
Ein Monat hat rund 4,3 Wochen; bei einer 40-Stunden-Woche sind das 172 Stunden. Jedoch wirst du nicht 100 Prozent deiner Arbeitszeit mit bezahlter Arbeit verbringen.
Du brauchst Zeit für Verwaltung, Marketing, Kundenakquise – oder in manchen Wochen hast du schlicht keine Aufträge. Außerdem kannst du nicht fünf Tage pro Woche acht Stunden am Tag schreiben; dafür reicht die Konzentration einfach nicht aus.
Wenn du in der Anfangszeit mit 50 Prozent Auslastung rechnest, ist das ein realistischer Wert. Das heißt, du verbringst Montag bis Freitag jeweils den halben Tag mit einem bezahlten Auftrag.
Anzahl Arbeitsstunden pro Monat (40-Stunden-Woche) | 172 Stunden |
Auslastung | 50 % |
Abrechenbare Stunden pro Monat | 86 Stunden |
In unserer Beispielrechnung kannst du also pro Monat 86 Stunden abrechnen.
Welchen Stundensatz musst du dafür deinen Kunden berechnen oder als Grundlage für deine Preisgestaltung ansetzen?
Rechnen wir nach:
Benötigter Umsatz pro Monat | 4.457 € |
Geteilt durch die abrechenbaren Stunden | 86 Stunden |
Benötigter Mindeststundensatz (Umsatz / Stunden) | 51,83 € |
In diesem Beispielfall käme also ein Mindeststundensatz von gut 50 Euro heraus.
Für dich kann die Rechnung natürlich ganz anders aussehen. Bitte setze dich hin und kalkuliere deinen Mindeststundensatz anhand deiner persönlichen Situation.
Über 4.000 Euro Umsatz pro Monat klingt für den Anfang hoch; schon 2.000 oder 3.000 Euro sind für den einen oder anderen eine Furcht einflößende Summe, wenn du dich mit kleinen Aufträgen über Wasser halten musst.
Ist es schlimm, wenn du zu Beginn nicht auf den benötigten Umsatz kommst oder für einen geringeren Stundensatz arbeitest? Nicht unbedingt. Eventuell kannst du eine Zeit lang von deinen Ersparnissen leben, du kannst deine Ausgaben kürzen oder du hast einen berufstätigen Partner, von dessen Gehalt ihr leben könnt.
Es ist nicht schlimm, klein anzufangen und sich dann zu steigern. Wichtig ist jedoch, dass du nicht diesen Fehler machst:
Der errechnete Mindeststundensatz ist das absolute Minimum – nicht dein Ziel!
Rechne ihn nicht extra klein, um deine niedrigen Preise vor dir selbst zu rechtfertigen; zum Beispiel, indem du deine Ausgaben sehr niedrig ansetzt oder das Einkommen deines Partners mit einkalkulierst.
Warum nicht? Aus zwei Gründen:
Erstens: Du möchtest auf lange Sicht nicht nur geradeso deine Rechnungen bezahlen. Du möchtest gutes Geld verdienen, dir mal etwas gönnen können, in dein Geschäft investieren und genügend Rücklagen für schlechte Zeiten anlegen. All das ist in der Kalkulation oben noch nicht berücksichtigt.
Zweitens: Dein realer Stundensatz wird weit niedriger liegen als der errechnete. Wenn du wie in unserem Beispiel 20 Stunden pro Woche (50 Prozent) abrechnen kannst, aber insgesamt 40 Stunden arbeitest, musst du deinen Umsatz auf deine gesamte Arbeitszeit umrechnen.
Das heißt, dein realer Stundensatz reduziert sich auf die Hälfte, weil du praktisch die Hälfte deiner Zeit unbezahlt arbeitest. Aus einem – noch ganz anständigen – Stundensatz von 52 Euro werden auf einmal 26 Euro!
Die Rechnung dazu sieht so aus:
Abgerechneter Stundensatz | 52,00 € |
Abgerechnete Wochenstunden | 20 Stunden |
Wochenumsatz (Abgerechnete Stunden * Stundensatz) | 1.040 € |
Insgesamt gearbeitete Wochenstunden | 40 Stunden |
Effektiver Stundensatz (Wochenumsatz / gearbeitete Stunden) | 26,00 € |
Damit liegst du bereits in der Nähe eines Stundenlohnes, den ein angestellter Facharbeiter verdient; gleichzeitig hast du viel höhere Kosten und Risiken. Für dieses Geld lohnt es sich langfristig nicht, selbstständig zu arbeiten.
Ich wiederhole mich: Diese Kalkulation hilft dir nur dabei, die Untergrenze deines Stundensatzes zu bestimmen oder zu errechnen, ab wann dein Job als freier Texter profitabel wird. Wie findest du nun deinen „realen“ Stundensatz heraus, den du deinen Kunden in Rechnung stellen solltest?
Dabei helfen dir die beiden folgenden Methoden:
Wunsch-Stundensatz anhand des Zielumsatzes berechnen
Wie gesagt, du möchtest als Texter mehr als nur deine Rechnungen bezahlen können. Du willst dir etwas aufbauen, Rücklagen ansparen, vielleicht eine Zusatzausbildung machen – und letztendlich finanziell für deine harte Arbeit und dein Risiko entschädigt werden. Dafür muss dein Umsatz deutlich höher sein als das Bruttogehalt eines Angestellten, weil auch deine Kosten und Abzüge deutlich höher sind. Oben haben wir bereits darüber gesprochen.
Sagen wir einfach, du möchtest pro Monat einen Umsatz von 5.000 Euro erzielen, damit dir am Ende 2.000 bis 3.000 Euro zum Leben bleiben. Das ist noch nicht furchtbar viel, aber ein komfortables Einkommen.
Welchen Stundensatz brauchst du, um auf diesen monatlichen Umsatz zu kommen? Kalkulieren wir deinen Stundensatz erneut mit der oben beschriebenen Methode:
Auch diese Berechnung kannst du in der kostenlosen Vorlage zur Stundensatzkalkulation durchführen.
Gewünschter Umsatz pro Monat | 5.000 € |
Gewünschter Umsatz pro Jahr (Monatsumsatz * 12) | 60.000 € |
Wir gehen weiterhin von 4 Wochen Urlaub und 2 Wochen Krankheit aus; bleiben also 10,5 Monate Arbeitszeit im Jahr. In dieser Zeit muss du deinen Jahresumsatz erwirtschaften:
Benötiger Umsatz pro Arbeitsmonat (Jahresumsatz / 10,5) | 5.714 € |
Weil du dich nach der Anfangszeit steigern und mehr Kunden gewinnen konntest, schaffst du eine Auslastung von 60 Prozent. Super! Wie viele Stunden kannst du pro Monat abrechnen?
Anzahl Arbeitsstunden pro Monat | 172 |
Auslastung | 60 % |
Abrechenbare Stunden pro Monat | 103,2 |
Welchen Stundensatz brauchst du also mindestens für dein Ziel:
Benötiger Umsatz pro Monat | 5.714 € |
Geteilt durch die abrechenbaren Stunden | 103 Stunden |
Benötigter Mindeststundensatz (Umsatz / Stunden) | 55,37 € |
Auch diese komplette Rechnung nochmals im Überblick:
Um deinen Wunsch-Umsatz zu erzielen, brauchst du in unserem Beispiel einen Stundensatz von rund 55 Euro. Bist du erstaunt?! Er liegt nur 3 Euro über dem errechneten Mindest-Stundensatz. Kann das wirklich sein: liegen „geradeso überleben“ und „seinen Traum leben“ so nah beieinander? Ich habe dieses Beispiel bewusst so gewählt, um dir zwei Dinge vor Augen zu führen:
Erstens: Im zweiten Beispiel konntest du deine Auslastung um 10 Prozentpunkte steigern. Das macht viel aus. Wenn du mehr Aufträge hast, kannst du niedrige Preise leicht kompensieren. (Bleibt deine Auslastung im Beispiel bei 50 Prozent, liegt der erforderliche Stundensatz bereits bei gut 66 Euro.)
Bis zu einem gewissen Grad ist das machbar. Mehr Aufträge bedeuten jedoch auch: mehr Druck und mehr Stress. Und während Urlaub oder Krankheit kommt weiterhin nichts rein. Du kannst also nicht einfach deine Auslastung ständig erhöhen, um niedrige Preise auszugleichen.
Dein effektiver Stundensatz wäre weiterhin lächerlich niedrig:
Abgerechneter Stundensatz | 56,00 € |
Abgerechnete Wochenstunden | 24 Stunden |
Wochenumsatz (Abgerechnete Stunden * Stundensatz) | 1.344 € |
Insgesamt gearbeitete Wochenstunden | 40 Stunden |
Effektiver Stundensatz (Wochenumsatz / gearbeitete Stunden) | 33,60 € |
Pro Arbeitsstunde verdienst du sozusagen brutto knapp 34 Euro, wenn du deine gesamte Arbeitszeit berücksichtigst.
Für den Anfang bist du damit vielleicht glücklich. Doch wenn du ein wenig Erfahrung gesammelt und dich zu einem Experten entwickelst hast, ist diese Summe kein faires Honorar für dich. Daraus ergibt sich die zweite Erkenntnis:
Warum du deinen Stundensatz nicht nur mit den ersten beiden Methoden kalkulieren solltest
Zu Beginn solltest du deine Kosten und deinen Bedarf kennen und für dich selbst wissen, wo deine Schmerzgrenze liegt. Doch darüber hinaus spielen diese Berechnungen eine untergeordnete Rolle.
Es ist keine gute Idee, deinen Stundensatz und deine tatsächlichen Preise rein auf Basis deiner Kosten oder deiner Situation zu errechnen.
Das würde nämlich bedeuten, dass jemand, der gern ein einfaches Leben führt, niedrigere Preise verlangen sollte als jemand, der auf großem Fuß lebt. Oder dass ein freier Texter aus Leipzig niedrigere Honorare fordern sollte als ein Texter aus München, wegen der unterschiedlichen Lebenshaltungskosten. Es würde bedeuten, dass du deine Preise über die Zeit nicht erhöhst, weil du mit deinen aktuellen Umsätzen ganz gut über die Runden kommst und alle Rechnungen bezahlen kannst.
Nun bezahlen dich Kunden aber nicht, weil du das Geld brauchst. Sie wollen ein Ergebnis und bezahlen für dieses Ergebnis – die persönliche Situation des Texters dabei zählt nicht. Sobald du deinen Mindest- oder Wunsch-Stundensatz erreichst, solltest du deine Preise deshalb anders kalkulieren. Du fragst nicht mehr: Was muss oder möchte ich verdienen?
Du veränderst deine Perspektive und denkst vom Kunden her: Welchen Wert bringe ich dem Kunden und was ist er bereit, dafür zu bezahlen?
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Maximal-Stundensatz anhand deines Marktwerts ermitteln
Obwohl du als Freelance-Texter streng genommen kein Unternehmer bist, solltest du unternehmerisch denken. Deshalb meine Empfehlung: Du solltest immer das maximale Honorar, den maximalen Stundensatz verlangen, der für dich aktuell am Markt möglich ist. Das ist nicht gierig, das ist okay. So funktioniert unsere Wirtschaft.
Ein Beispiel: Apple produzierte ein iPhone X für rund 370 USD. Nun sagt Apple aber nicht: „Wir verkaufen das iPhone X für 500 USD, davon können wir gut leben.“ Nein, Apple verkaufte es für 800 oder 900 USD oder mehr. Warum: Weil die Menschen bereit sind, so viel dafür zu bezahlen.
Kannst du dich als Texter wirklich damit vergleichen? In diesem Punkt: ja. Für dich ist dieses Prinzip des maximal erzielbaren Preises sogar noch wichtiger als für Apple. Warum? Wenn Apple das iPhone X für 500 USD verkauft hätte, hätten sie sicher deutlich mehr davon verkauft und so den niedrigen Preis zumindest teilweise ausgeglichen.
Doch du hast nur 40 Stunden pro Woche und kannst jede Stunde nur einmal verkaufen. Deshalb solltest du umso mehr darauf achten, so hohe Preise wie möglich für deine Zeit zu verlangen. Wie viel ist möglich?
Marktübliche Stundensätze für freie Texter
Es ist hilfreich, typische Marktpreise als Ausgangspunkt zu kennen. Welches Texter-Honorar zahlen Kunden üblicherweise? Was ist ein angemessener Stundensatz? Ein Überblick:
Erfahrung | Marktüblicher Stundensatz |
---|---|
Anfänger mit wenig Erfahrung | 30-60 Euro |
Etablierte Texter, mit einigen Jahren Erfahrung | 60-80 Euro |
Etablierte Texter, mit einigen Jahren Erfahrung, mit Spezialkenntnissen | 80-100 Euro |
Profi-Texter, mit langer Erfahrung und Spezialisierung | 100-150 Euro (sehr selten) |
Ein Hinweis: Die Lebenshaltungskosten sind in den vergangenen Jahren durch die Inflation stark gestiegen; in der Folge auch die Löhne und Gehälter vieler Festangestellten. Einen merklich Anstieg der marktüblichen Freelancer-Honorare konnte ich jedoch nicht feststellen. Die realen Stundensätze sind also für viele Freelancer gesunken!
Wenn du als freier Texter neu anfängst, aber schon viel Erfahrungen aus anderen Jobs hast, kannst du deutlich höher einsteigen. Andersherum wirst du deinen Stundensatz mit der Zeit nicht automatisch steigern können, wenn du deine Leistung schlecht verkaufst oder die falschen Kunden ansprichst.
Ein Stundensatz von 50 bis 60 Euro ist ein guter Einstieg und absolut realistisch – vorausgesetzt, du lieferst gute Arbeit ab und hast ein paar kleine Referenzen, mit denen du Interessenten überzeugen kannst.
Bist du dir zu Beginn noch unsicher, was du kannst, und möchtest du erst einmal üben und Erfahrung sammeln, kannst du durchaus mit einem Stundensatz von 30 oder 40 Euro starten. Sieh das jedoch als Übergangsphase und versuche so schnell wie möglich, auf ein professionelles Preisniveau zu kommen – das solltest du dir wert sein!
Der Preisbereich von 60 bis 80 Euro ist die „Komfortzone“ der freien Texter: Wenn du gut bist, kannst du sie sehr schnell erreichen. Doch wenn du dich nicht besonders aus der Masse hervorhebst, wirst du sie kaum wieder verlassen. Viele Texter schaffen es ihr ganzes Berufsleben lang nicht, diese Grenze zu knacken.
Überdurchschnittliche Honorare
Um in höhere Preiskategorien vorzustoßen, musst du dir Spezialkenntnisse aneignen: etwa für SEO, E-Mail-Marketing, Verkaufstexte oder Texte für komplizierte Themen und Branchen.
Allerdings ist es echt schwierig, über 100 Euro pro Stunde zu kommen; egal, wie gut du bist. Auftragnehmer vergleichen oft nur den Preis. Der Rest spielt für sie keine Rolle. Du brauchst schon top Referenzen und einen Namen als Experte, damit du mehr bekommst.
Um dich weiter zu steigern, musst du raus aus der stundenbasierten Abrechnung. Darum geht es in den nächten Kapiteln.
Warum Pauschalpreise besser sind als Stundensätze
Ich rechne selten nach Stundensatz ab. In der Regel kalkuliere einen Pauschalpreis für meine Kunden, auf Basis eines Briefings oder einer Projektbeschreibung. Da ich mich auf ein Gebiet spezialisiert und viel Erfahrung habe, bin ich ziemlich effizient und schnell. Effektiv ergibt sich für mich ein hoher Stundensatz (Pauschalpreis geteilt durch Arbeitszeit). Diesen Betrag würde ich jedoch nie bekommen, wenn ich mit meinen Kunden nach Stunden abrechne.
Würde ich das tun, würde ich mir selbst schaden, wenn ich besser und schneller arbeite: Ich würde weniger verdienen. Oder ich müsste ständig meine Stundensätze erhöhen: Das würde die Kunden auch nicht lange mitmachen.
Preise individuell für Kunden festlegen
Welche Honorare du als Texter verlangen kannst, hängt ebenso sehr von einzelnen Kunden ab.
Ein finanzstarkes Unternehmen, das hohe Wachstumsziele hat, wird eher in hochwertigen Content investieren, als ein Unternehmen, das gerade zu kämpfen hat. Ein Anbieter, der Dienstleistungen für tausende Euros anbietet, wird eher in hochwertigen Content investieren, als ein Anbieter der 5-Euro-Produkte verkauft.
Deshalb empfehle ich, deinen Stundensatz oder deine Preise nicht 100 Prozent fix festzulegen, sondern abhängig vom Kunden zu gestalten.
Lerne deine Kunden, ihre Geschäftsmodelle, ihre Budgets und Kostenstrukturen kennen. Mit der Zeit wirst du verstehen, welchen Wert deine Texte für sie haben. Du lernst, ungefähr einzuschätzen, was sie für einen Text ausgeben können und möchten.
Welche Preise du momentan maximal verlangen kannst, bekommst du nur heraus, indem du es ausprobierst: Sei selbstbewusst in Verkaufsgesprächen und präsentiere dich als Experte. Dann biete Preise an, bei denen du einen Stundensatz zugrunde legst, der 10 bis 20 Prozent über deinem jetzigen liegt.
Wenn der Interessent wirklich mit dir arbeiten will, aber die Preise nicht bezahlen kann oder möchte, hast du Spielraum für Verhandlungen. Lege dir im Voraus eine gute Strategie parat, wie du die 10 bis 20 Prozent „Preisnachlass“ begründen kannst. Verlange im Gegenzug Zugeständnisse des Auftraggebers.
Wenn du das ein paar Mal machst, wirst du recht schnell erkennen, wo aktuell dein maximaler Marktpreis liegt.
Fazit: Baue ein solides, finanzielles Fundament
Sicherlich bist du Texter geworden, weil du Spaß daran hast und der Welt etwas mitteilen möchtest. Geld allein ist nicht dein Triebfeder – so ist es zumindest bei mir.
Trotzdem muss jede selbstständige Tätigkeit, ob als Texter oder anderer Freelancer, auf einem soliden finanziellen Fundament stehen. Du möchtest langfristig erfolgreich sein, alle deine Kosten decken und darüber hinaus ein angenehmes Leben führen.
Stelle zu Beginn eine saubere Kalkulation auf: Berechne deine Kosten und plane mit einem Stundensatz, mit dem du die Anfangszeit überleben kannst.
Sobald du darüber hinaus bist, arbeite hart an dir, entwickle dich weiter, verkaufe dich gut. Dann wirst du nach und nach deine Stundensätze erhöhen und Honorare verdienen können, die deiner Erfahrung und deinem Wert für deine Kunden entsprechen.
Kommentare
44 Antworten zu „Texter-Honorar: So berechnest du deinen Stundensatz als freier Texter“
Danke für die Infos. Jetzt habe ich einen besseren Überblick über das Thema.
LG
Martina
Vielen Dank für den Push und den Tritt, sich mehr zu positionieren. Ich habe gerade einen mega spannenden Auftrag reinbekommen und bin planlos, wie ich hier den Pauschalpreis berechne. Du hast mir schon sehr geholfen!
Total hilfreich! Vielen Dank dafür.
Liebe Grüße,
Daniela
Freut mich immer, wenn ich helfen kann, liebe Daniela
Hi Super super gut! Sehr hilfreich und anschaulich! Beste Grüße aus Nürnberg
Astrid
Danke und liebe grüße zurück! 🙂
Vielen Dank, Marcel!
Das ist eine wirklich sehr schöne Zusammenfassung und war sehr hilfreich.
Liebe Grüße
Martina
Bitte, sehr gerne. Ich freue mich immer, wenn ich Freelancern helfen kann, ihren „echten Wert“ zu berechnen.